Neben den Regeln, die wir letztes Mal angesprochen haben, gibt es auch noch weitere Hilfsmittel, die uns bei Bildern helfen unsere Motive in Szene zu setzen. Hierdurch wird das Auge beim Lesen unterstützt, gefangen oder gezielt geführt. Diese kann man sich gezielt zu Nutze machen. Man glaubt garnicht, was manchmal bereits ein Schritt nach links oder nach rechts bewirken kann.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Blick einer Person zu führen. Manche können bewusst gewählt sein, manche eher unbewusst.
Ein Umstand, der vielen nicht ganz so präsent ist: Auch Bilder werden „gelesen“. Und damit meine ich nicht die Interpretation eines Bildes, sondern die „Leserichtung“ eines Bilds. Während wir in „der westlichen Welt“ es eher gewohnt sind, Bilder von links nach rechts zu lesen, so muss dies nicht für Länder gelten, die eine umgekehrte Leserichtung aufweisen. Die Bilder wirken dann anders. Ein einfaches Beispiel:
Würde ich das Bild spiegeln und die Person eher links anordnen, dann würde das Auge an der Person „stecken bleiben“. Es würde nicht funktionieren.
Die Position macht das Bild somit bereits harmonischer.
Eigentlich eher etwas für die Peoplefotografie, jedoch funktioniert es auch in anderen Themen: Helligkeit. Das Auge sucht quasi nach dem hellsten Punkt. In meinen Portraitbildern ist meistens das Gesicht daher auch ein kleinen wenig heller, als der Rest des Körpers/Bildes. Ich führe damit also schon einmal das Auge zum Gesicht.
Genau aus dem Grund erscheinen Bilder, die helle Flecken außerhalb des Motivs haben eher als „unruhig“. Viele sagen auch, dass das Auge springt. Man kann nicht beim Motiv bleiben.
Um einen Betrachter zu fangen ist der Einsatz einer Vignette, also dem Abdunkeln der Bildecken, ebenfalls ein probates Mittel. Das Auge wird somit eher zum Zentrum des Bildes geleitet.
Analog zur Helligkeit sucht das Auge ebenfalls die Schärfe im Bild. Bei klassischen Portraitbildern sind dies in der Regel auch die Augen. Sind diese scharf, so wirkt das Bild auch auf den Betrachter scharf. Wird also ein Bild mit einer offenen Blende erstellt, so wird der Hintergrund hier normalerweise unscharf, was dem Betrachter hilft das Objekt / Motiv schnell zu finden.
Ich benutze Unschärfe gerne in meinen Bildern um daraus die vordere Ebene zu erstellen.
Mein Vater brachte mir früher bei, das wenn ich ein Motiv in die Mitte des Bildes setze, das dann ist das Bild super. Lange Zeit hielt ich mich daran. Erst als ich vor einigen Jahren mit der Fotografie anfing merkte ich, das ich damit doch ein wenig falsch lag. 🙂 Es gibt Situationen, in denen eine mittiges Motiv Sinn macht – es ist aber eher die Ausnahme.
Führungslinien, wie der Name schon sagt, dienen dazu das Auge zu führen. Das folgende Bild nutzt die Konstruktion des Tunnels durch die Perspektive, das diese nach hinten sich verkleinern. Das Auge wird somit zum Ausgang geführt, welches wiederum einen blaufarbigen Augang bietet.
Diagonalen im Bild machen diese häufig harmonischer, beziehungsweise ermöglichen Sie es erst, das ein Bild teilweise funktioniert. So geschehen im Landschaftspark Duisburg. Ich stand unter einer Brücke. Das Bild für sich genommen war eigentlich unspektakulär. Erst die Diagonale machte aus dem Gitter in Kombination mit der Farbe ein interessantes Objekt, weswegen ich das Bild aufnahm.
Motive lassen sich mit einem Rahmen umschließen. Ähnlich, wie bei der Schärfe und der Helligkeit helfen Sie, das Auge zu leiten. Im folgenden Beispiel ist es sogar umgekehrt. Die Personen sind hier eher dunkel gehalten, so dass sie in der Helligkeit einfacher zu finden sind.
Eine der einfachsten Regeln ist: Ist der Horizont nicht gerade, wirkt das ganze Bild schief und damit unharmonisch.
Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel, wenn man diese kreativ für sich nutzen möchte.
Das folgende Bild war, so gesehen, nichts Besonderes. Es war eher ein Schnappschuss in Washington, welches ich mit dem Smartphone gemacht habe. Erst durch die Neigung des Bildes bekam es eine ganz andere Dynamik. Es wurde brauchbar. 🙂
Der goldene Schnitt, oder die Drittelregel, ist eigentlich so ziemlich die einzige Regel, auf die ich beim Fotografieren achte. Man unterteilt das Bild dabei horizontal und vertikal in Drittel. Motive, die auf einer dieser Linie liegen, werden als besonders harmonisch empfunden.
Noch harmonischer ist es, wenn das Motiv auf einem der Schnittpunkte liegt.
Neben der Drittelregel ist die Symmetrie ein häufig eingesetztes Mittel, um harmonische Bilder zu erzeugen.
Das ist mir beim folgenden Bild nicht ganz gelungen, da das Bild nicht komplett mittig ist. Zur Veranschaulichung reicht es jedoch.
Spiegelungen können auf der einen Seite eine schöne Symmetrie erzeugen. Natürlich gibt es darüber hinaus noch andere Formen. 🙂
Muster sind sich wiederholende Objekte oder Motive, die auf den Betrachter ansprechend wirken. So kommen diese drei Türme harmonisch rüber.
Es gibt noch weitaus mehr Kompositionselemente, wie beispielsweise das Dreieck oder die Fibonaccifolge. Das soll aber für den Anfang hier erst einmal genügen. 🙂